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  • Veronika Ferstl

Geldpolitik & Zinsen

Aktualisiert: 24. Apr.

Eine Bestandsaufnahme (Stand 23.04.2024)


Gestern Abend war ein ganz besonderer Abend bei der Bundesbank.

Prof. Dr. Franz Seitz hat in einem sehr interessanten Vortrag verdeutlicht, auf welchem geldpolitischen Weg wir uns in Europa und insbesondere in Deutschland befinden.



Nachfolgend in gekürzter Version die Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen:


Was kann die Geldpolitik grundsätzlich erreichen?

  • Sie kann die Nachfrage durch Zinsen, den Wechselkurs sowie die Inflationserwartung beeinflussen.


Rückblick:

Die Zinszyklen haben sich seit 1980 dahingehend verändert, dass die Zinssenkungsphasen inzwischen deutlich länger andauern als die Zinserhöhungsphasen.


Fokus:

Der Fokus liegt inzwischen auf dem Einlagezins und nicht mehr Hauptrefinanzierungssatz.


Überschussliquidität & Problematik:

Nach der Finanzkrise führte die quantitative Lockerung (Wertpapierankäufe der EZB) zu einem chronischen Überschuss an BankenliquiditätBanken wurden die letzten Jahre mit Liquidität geflutet. Die Liquidität beläuft sich nun auf etwa 3 Billionen Euro.

Die EZB hat durch die Wertpapierankäufe inzwischen dauerhaft viele Staatsanleihen in ihrer Bilanz.


Wirtschaft:

Der Realzins (Inflationsbereinigt) ist jedoch immer noch negativ. So wird das Ankurbelnd der Wirtschaft erschwert.


Mögliche Maßnahmen der EZB:

Eine Kombination aus

-      Überschussliquidität,

-      einer Erhöhung des Einlagesatzes und

-      Quantitativer Straffung (kontraktives geldpolitisches Instrument, um die Liquiditäts- oder Geldmenge in der Wirtschaft zu verringern; Da viele Staaten jedoch noch hochverschuldet sind, ist ein Verkauf der Papiere nur ganz langsam und vorsichtig möglich.)

wird zu

-      Zentralbankverlusten der Länder mit hoher Bonität und zu

-      Gewinnen bei Banken 

führen.


Anhebung des nominalen Mindestreservesatz auf 2% (aktuell 1%).


Einschätzung und Ausblick:

Es soll eine „unverhältnismäßige“ Ausweitung der Renditebestände zwischen Euro-Ländern unterbunden werden, d.h. Kauf/Verkauf von Staatsanleihen.

Es wird einen neuen operativen Rahmen ab Herbst 2024 geben, bei dem der Spread zwischen Hauptrefinanzierungssatz und Einlagesatz auf 15 bp beschränkt wird (aktuell 50 bp).


Inflationsgründe und -prognose:

Neben den eher bekannten Inflationstreibern, wie der Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, die Lieferengpässe und die Energiepreise, machen uns zusätzlich die sogenannten „3-D“ (Decarbonisierung, Demographie, Digitalisierung) zu schaffen.

Aber auch tieferliegende Ursachen, wie z.B. die die fehlende bzw. späte Reaktion der EZB haben zur hohen Inflation beigetragen.


Die aktuelle Prognose des erwarteten Inflationsziels ist mehr als fraglich…

Zwar sind die Konjunkturerwartung in Europa eher positiv -> Es wird keine Rezession erwartet. 

Für Deutschland stehen jedoch herausfordernde Zeiten bevor.

Dennoch ist mit einer kleinen Zinssenkung im Juni (sogar ausnahmsweise vor der FED) zu rechnen. Diese wird voraussichtlich aber keinen Trend fortsetzen. Im Gegenteil. Es könnte sogar sein, dass die EZB die Zügel wieder anziehen muss.


Ein besonnenes Handeln der EZB ist daher enorm wichtig, um zukünftig ihre Glaubwürdigkeit nicht zu gefährden! Auch im Hinblick auf die Inflationserwartungen.

 

Vielen Dank an Prof. Dr. Franz Seitz für diesen wertvollen Vortrag, dem European Finance Forum (EFF) für die Organisation und der Bundesbank für die Räumlichkeiten.

Wir bleiben gespannt, wie es mit der deutschen Wirtschaft weitergehen wird.

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